Klassenerhalt, Niederrheinpokal-Sieg und nun 33 Punkte nach 19 Spielen, macht Platz vier in der Liga. Dazu steht RWE im Niederrheinpokal-Viertelfinale: Rot-Weiss Essen kann auf ein richtig gutes Jahr 2023 und allen voran auf eine überragende letzte Jahreshälfte zurückblicken.
Das findet auch Vorstandsvorsitzender Marcus Uhlig. RevierSport hat mit dem RWE-Boss noch einmal kurz vor Weihnachten gesprochen. Im Interview betont er auch, warum er noch nie, auch früher als RWE-Fan in der Kurve - ein Fan des Bengalischen Feuers war.
Marcus Uhlig, RWE geht mit 33 Punkten in die Winterpause - zwei Fragen: Wie viele Zähler waren bis zum Winter vor der Saison das Ziel - und: Was hätten Sie den Menschen gesagt, die Ihnen vor der Saison diese 33 Punkte prognostiziert hätte?
Vor der Saison hatten wir uns intern vorgenommen, eine bessere Runde zu spielen als in 2022/2023, also tabellarisch eine Mittelfeld-Platzierung, idealerweise einstellig. Dabei hatten wir uns für die gesamte Saison an der "Zielmarke 50 Punkte" orientiert. Diese Zielsetzung haben wir allerdings nicht deshalb formuliert, weil sie sich gut anhört, sondern weil wir in der Gesamtkonstellation überzeugt davon waren, diese auch erreichen zu können. Unabhängig davon hätten wir genau diese Prognose – also das Überwintern auf Platz vier, punktgleich mit Platz drei mit 33 Punkten und einem ausstehenden Nachholspiel – natürlich als sehr ambitioniert empfunden, so ehrlich muss man auch sein.
Was war eigentlich Ihr schönster Moment im Jahr 2023 und in der abgelaufenen Halbserie?
Da gab es nicht den einen Moment. Der Moment, als der Klassenerhalt feststand, der Gewinn des Niederrheinpokals, die emotionalen Siege gegen Münster, Bielefeld und Halle sowie in Dortmund und Duisburg zählen sicher dazu. Aber auch die gelungene außerordentliche Jahreshauptversammlung im November.
Und der schlimmste, der bitterste Moment?
Sicherlich die in jeder Hinsicht schlecht gelaufene Jahreshauptversammlung im Juni.
Vor dem Lübeck-Spiel meinte ein ehemaliger Essener Jugendspieler, Danny Cornelius, dass die RWE-Fans einen großen Anteil am Erfolg der Mannschaft haben. Sehen Sie das auch so und wie beurteilen Sie die Unterstützung der Anhänger im Vergleich zur vergangenen Saison?
Das sehe ich auch so. Aber ich möchte hier das gesamte Stadion, alle Tribünen mit einbeziehen: Die Atmosphäre, die Unterstützung ist in dieser Saison überragend. Das gilt für die Hafenstraße wie auch in allen Auswärtsspielen. Hier ist seit Sommer 2023 wieder viel zusammengewachsen, aus Publikum und Mannschaft ist wieder eine echte Einheit geworden.
Gegen Lübeck gab es eine "Pyroshow" auf der West. Wie stehen Sie eigentlich als Vorstand von Rot-Weiss Essen zur Pyrotechnik?Auch der Fußballfan in mir kann mit Pyro nicht wirklich etwas anfangen. Ich akzeptiere dazu auch andere Meinungen, aber für mich persönlich war alles, was brennt, blinkt, raucht und knallt, schon immer eher bedrohlich als faszinierend.
Marcus Uhlig
Als Vorstandsvorsitzender von RWE hat mich diese massive Pyro-Einlage nicht erfreut. Die finanziellen Auswirkungen sind bekannt, zumal bei der Strafzumessung maßgeblich die Anzahl der Pyro-Elemente zu Rande gezogen wird. Und die war gegen Lübeck exorbitant hoch.
Und: Was sagt der Fußballfan Marcus Uhlig zum Bengalischen Feuer in den Stadien?
Auch der Fußballfan in mir kann mit Pyro nicht wirklich etwas anfangen. Ich akzeptiere dazu auch andere Meinungen, aber für mich persönlich war alles, was brennt, blinkt, raucht und knallt, schon immer eher bedrohlich als faszinierend. Was sagen Sie eigentlich zum Aufstiegskampf in der Regionalliga West? Wem wünschen Sie den Sprung in die 3. Liga?
Wir beobachten natürlich die Entwicklung in der Regionalliga West sehr aufmerksam. Das Aufstiegsrennen ist spannend, es sind mehr Mannschaften involviert als in den letzten beiden Jahren. Bocholt und Aachen sind natürlich aktuell favorisiert, aber ich würde auch RWO noch nicht abschreiben.
Was sagen Sie eigentlich zum sensationellen DFB-Pokal-Lauf des 1. FC Saarbrücken? Schaut man da auch ein wenig neidisch hin oder nur voller Respekt?
Neidisch schaute ich nicht nach Saarbrücken, eher voller Respekt. Sie haben einen Zweit- und zwei Erstligisten geschlagen, das erinnert natürlich an unsere Pokalreise 2020/2021, als wir über Bielefeld, Düsseldorf und Leverkusen auf einmal im Viertelfinale standen. Da sieht man mal wieder, dass im Fußball vieles möglich ist, was eigentlich unmöglich erscheint. Und genau darin liegt ja auch der Reiz insbesondere in diesem Wettbewerb…
Ein bisschen träumen, das darf man doch zur Weihnachtszeit: Warum werden die RWE-Fans Ende Mai 2024 viel Grund zum Jubeln haben...?
Träumen darf jeder Fan. Wir stehen im Viertelfinale des Niederrheinpokals und überwintern in der Liga punktgleich mit dem Tabellendritten. Ich werde hier jetzt ganz sicher keinen flapsigen Spruch raushauen, kann aber versichern, dass wir in beiden Wettbewerben alles dafür tun werden, die Saison so erfolgreich wie möglich abzuschließen. Was am Ende dabei herauskommt, werden wir dann im Mai 2024 sehen…